Arbeiten auf dem Sofa im Büro gehört heute in die eine moderne Arbeitswelt.
New Office,  New Work Mythen,  Resilienz

Sofa und Hängematte im Büro. Faulheit oder Must-have im New Work?

Ist jetzt wirklich die Zeit für Sofa und Hängematte im Büro? In Zeiten von Krieg, Insolvenzen und Rezession drängt sich diese Frage immer öfter auf, wenn man heute ein Büro betritt. Mitarbeitende, die Besprechungen auf dem Sofa abhalten, eine Runde Kicker spielen oder gar in der Hängematte dösen. Ist das ein Teil des Problems – oder liegt hier vielleicht sogar die Lösung? Müssten wir heute nicht alle doppelt anpacken, statt im Büro eine Runde zu chillen?

Auch wenn moderne Büros manchmal den Eindruck erwecken, dass hier wenig vorangeht: Das Gegenteil ist der Fall. Hier wird so gearbeitet, dass hier dauerhaft überhaupt noch gearbeitet werden kann. In diesen Unternehmen haben die Verantwortlichen verstanden: Wenn wir Mitarbeitenden keine Möglichkeit für Rückzug und Erholung geben (und Büros umgestalten!), werden sie – und in der Folge auch die Unternehmen – in der neuen Arbeitswelt nicht bestehen können.

Die Zeit der Schreibtischwüsten ist vorbei

Viele Unternehmen setzen schon seit vielen Jahren auf die Vorzüge eines Großraumbüros: sie fördern einen regelmäßigen Austausch im Team und benötigen weniger Fläche als Einzelbüros. Ein großer Nachteil: ein hoher Geräuschpegel und permanente Unruhe führen zu Ablenkung und Frustration. Und diese Effekte haben sich seit der Rückkehr ins Büro nach der Corona-Pandemie weiter verschärft, da wir auch im Büro viele Stunden in Videokonferenzen verbringen. Mitarbeitende sind weder produktiv noch kreativ und die Erledigung der Aufgaben dauert Stunden. Eine große Belastung für die psychische Gesundheit und die Leistungsfähigkeit und deshalb der häufigste Grund, warum sich Mitarbeitende ins Home Office verkriechen. So gaben auch in einer aktuellen Studie des Immobilienspezialisten Jones Lang LaSalle (JLL) 58% der Befragten an, konzentrierte Fokusarbeit besser zuhause erledigen zu können. Eine Studie des Fraunhofer IAO kam außerdem zu dem Ergebnis, dass sich die Befragten im Büro nicht nur häufiger von anderen gestört fühlen, sondern im Büro auch das Gefühl zu haben, andere bei ihrer Arbeit zu stören.

Um genau das zu verhindern, ist es höchste Zeit, Sofa und Hängematte im Büro nicht als unkonventionelles Möbelstück für faule Mitarbeitende zu betrachten, sondern als Wegweiser in eine gesunde und erfolgreiche Zukunft. Das Sofa im Büro wird zur Oase der Kreativität, die Hängematte im Büro zum Retter vor digitalem Burnout. Hier entstehen nicht nur geniale Ideen, sondern auch die notwendige Kraft, um in der rasanten und für die Psyche anstrengenden digitalen Welt zu bestehen. In die Bürogestaltung müssen wir deshalb Raum für Rückzug und Erholung schaffen. Und: Unternehmen sollten eine Kultur schaffen, die es Menschen überhaupt erst erlaubt, diesen Raum während der Arbeitszeit zu nutzen – ohne Sanktionen oder schiefe Blicke zu riskieren.

Schreibtische durch Stillarbeitsplätze und Ruheräume ersetzen

In der aktuellen Studie des Immobilienspezialisten Jones Lang LaSalle (JLLL) gaben 87% der Befragten an hauptsächlich für persönliche Begegnungen ins Büro fahren. Gleichzeitig gaben die Befragen jedoch auch an, dass 51% ihrer Arbeitszeit aus konzentrierter Fokusarbeit und zu 23% aus Videotelefonie besteht. Für eine ungestörte Fokusarbeit, aber auch ein privates Telefonat oder auch eine kurze Pause in absoluter Stille, muss es deshalb auch im Büro die Möglichkeit geben, sich zurückzuziehen. In einem traditionellen Büro mit Schreibtischen im Großraumbüro, einem permanente belegten Konferenzraum und einer kleinen Kaffeeküche ist dies unmöglich. Deshalb müssen Unternehmen zusätzlichen Raum für Rückzug und Erholung schaffen.

Dies kann entweder eine Telefonzelle, ein Ruhearbeitsplatz mit einem Schreibtisch oder auch ein Ruheraum für ein kurzes Nickerchen, eine Yogaeinheit oder eine Mediation sein. Der Gestaltung dieser Räume sind dabei keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist, dass der Raum Ruhe und Geborgenheit ausstrahlt, was durch gedeckte Farben oder eine regulierbare Beleuchtung erreicht werden kann. Durch Raumteiler, Vorhänge oder abgeschirmte Nischen wird eine gute Akustik und Privatsphäre geschaffen und der Raum kann so gleichzeitig von mehreren Beschäftigten genutzt werden. Die Kür: Entspannungsmusik, Equipment für Yoga und Meditation – oder eben eine Hängematte für ein bisschen Urlaubsfeeling mitten im Alltagsstress. Zusätzliche Bürofläche wird dafür übrigens oftmals nicht benötigt. Da heute viele Schreibtische leer stehen, können Schreibtischflächen für dieses Raumangebot umgenutzt werden. Und anstelle eines großen Umbaus können Raum-in-Raum-Systeme schnell und flexibel Abhilfe schaffen.

Mit Work-Café und Lounge den informellen Austausch fördern

Dem Kollegen kurz auf die Schulter klopfen und fragen wie der Urlaub war oder auch ein schwieriges Thema im Team ansprechen – es gibt Dinge, die im digitalen Raum nicht funktionieren. Deshalb sind auch in einer Arbeitswelt, wo wir fast alle Aufgaben digital erledigen können, persönliche Begegnungen wichtig. Das kann ein gemeinsames Mittagessen, ein Workshop oder auch ein persönlicher Austausch mit einem Kollegen sein. Auch die Studie „Home Office Experience 2.0“ des Fraunhofer IAO aus dem Jahr 2022 zeigt, dass inzwischen 11% der Arbeitszeit mit informeller Kommunikation verbracht wird. Da dies in traditionellen Büros voller Schreibtische nicht möglich ist, müssen wir informelle Orte schaffen, in denen wir uns gerne begegnen. Eine Loungeecke und eine ansprechend gestaltete Küche mit Sitzgelegenheiten, die auch mal ein privates Gespräch zulassen, sind deshalb heute aus den Büros nicht mehr wegzudenken. Und gearbeitet werden kann hier auch: so manche Email lässt sich auf dem Sofa viel entspannter schreiben und auch Besprechungen und Teamgespräche führen hier oft zu besseren Ergebnisse. Denn auch hier gilt: eine entspannte Umgebung reduziert das Stressempfinden deutlich und machen Mitarbeitende kreativer und leistungsfähiger.

Den Mitarbeitenden Rückzug und Erholung auch zugestehen

„Das wäre schon schön, aber ich würde mich wahrscheinlich nicht trauen, da zu arbeiten“. So oder so ähnlich antworten in meinen Projekten viele Mitarbeitende, wenn es darum geht Sofas oder ein Work Café in einem Büro zu ergänzen. Der Grund: die Mitarbeitenden haben Angst, dass sie als faul abgestempelt werden, sobald sie den Schreibtisch verlassen. Den gewünschten Effekt erzielen Ruheräume, gemütliche Möbelstücke und informelle Treffpunkte deshalb erst dann, wenn Führungskräfte den Mitarbeitenden auch Zeit für Pausen während der Arbeitszeit erlauben und mehr auf Arbeitsergebnisse achten als darauf, wo und wie eine Arbeit erledigt wird. Sie müssen darauf vertrauen, dass jedes Teammitglied auf Basis der individuellen Bedürfnisse entscheiden kann, was der richtige Ort ist, um die jeweilige Aufgabe kreativ und produktiv zu erfüllen. Erst dann werden Mitarbeitende wieder mit Freude das Büro aufsuchen und den Sinn eines gemeinsamen Miteinanders für sich wiederentdecken.

FAZIT: Ohne Sofa und Hängematte im Büro bleiben diese leer

Acht Stunden und mehr an einem Schreibtisch sitzen und dabei hocheffizient und ausgeglichen arbeiten? Diese Zeiten sind vorbei! In einer Welt der ständigen Erreichbarkeit und Informationsüberflutung sind Besprechungen auf dem Sofa, eine Partie Kicker oder ein Nickerchen in der Hängematte keine bloßen Freizeitaktivitäten. Sie sichern die psychische Gesundheit und Leistungsfähigkeit und verhindern, dass Mitarbeitende ins Home Office flüchten. Wenn wir also möchten, dass Büros wieder ein Ort der Begegnung werden und wir die Gesundheit und langfristige Leitungsfähigkeit unserer Teammitglieder nicht gefährden wollen, gehören gemütliche Arbeitsplätze wie eine Lounge oder ein Work Café heute zu einer zukunftsfähigen Bürogestaltung. Ob es zwingend eine Hängematte im Büro sein muss, gilt es im Einzelfall zu entscheiden. Auf jeden Fall müssen Schreibtische, Konferenzräume und Kaffeeküchen durch Stillarbeitsplätze, Ruheräume und informellen Treffpunkte ergänzt und den Mitarbeitenden erlaubt werden, selbst zu entscheiden, welche und wie viele Tätigkeiten sie dort ausführen. Dann können Büros trotz ständiger Erreichbarkeit und Informationsüberflutung von leeren Schreibtischwüsten wieder zu einem lebendigen und kreativen Ort der Begegnung werden.


Wie zukunftsfähig ist deine Bürogestaltung? Finden wir es heraus!

Bietet dein Büro ausreichende viele Rückzugsräume? Oder reihen sich Schreibtisch aneinander ohne dass dort jemand arbeitet? Dann ist es höchste Zeit, über eine zeitgemäße Bürogestaltung nachzudenken! In meiner New Office Beratung unterstütze ich dich dabei herauszufinden, wie euer Büro der Zukunft aussieht. Dazu führe ich Bedarfsanalysen durch, ermittle den nötigen Flächenbedarf und leite daraus ein fundiertes Konzept ab, dass sowohl das Wohlbefinden der Mitarbeitenden fördert als auch die Unternehmensziele berücksichtigt.

Du möchtest regelmäßig über New Office Trends informiert werden?

Dann abonniere meinen kostenlosen Newsletter und erhalte die aktuellen Trends und Tipps für eine moderne Bürogestaltung direkt in dein Postfach. Auch auf Instagram und LinkedIn teile ich regelmäßig aktuelle Veranstaltungen und Beiträge zu diesem Thema – ich würde mich freuen, dich in meinem Netzwerk zu begrüßen!

Wie hat Dir der Beitrag gefallen?

4 Kommentare

  • René G.

    Danke für den Super Blog über New Work. Und insgesamt eigentlich über die Zukunft des Büros.

    Denn im Kern geht es doch um Unternehmenskultur rund um das Thema der Markenatmosphäre. Wenn Unternehmen, bereit wären im Rahmen einer arbeitsplatzorientierten Corporate Identity auf wertschätzendes Interior Design acht zu geben, um den Mitarbeitern ein Wohlgefühl und eine angemessene moderne und qualitative Ausstattung bereit zu stellen, wären viele Büros nicht nur hübscher, sondern vor allem „attraktiver“ im Bezug auf Aufenthaltsqualität. Und würden somit auch sehr viel mehr Spaß machen. „Da will ich sein!“

    Wir zum Beispiel, helfen Unternehmen dabei, Identitäten und Unternehmenskulturen aufzubauen. Eine wertschätzende Einrichtung ist dabei sehr oft wichtiger Dreh- und Angelpunkt, in wie weit sich Mitarbeiter*innen wohlfühlen und überhaupt Lust auf die Arbeitsumgebung und dann auch auf die Arbeit haben.

    Wir hatten zum Beispiel vor kurzem ein Innenarchitektur Projekt in Ulm, bei dem wir das Thema Sichtbarkeit erarbeitet haben. Also nicht nur Wohlfühlen, sondern insbesondere das zeigen und zur Schaustellen von Arbeitsergebnissen im Rahmen des Interior Design. Das sollte dazu führen, dass Mitarbeiter*innen das Gefühl haben, das Ihre Arbeitsergebnisse gesehen werden, etwas Wert sind und man stolz darauf ist. Auch das sind Parameter die zu einer motivierenden Umgebung gehören können. Aber hier muss das Unternehmen bereits in seiner Grundausrichtung mehr Wert auf Interior Design im Markenkontext legen. Sonst frägt sich jeder ob sie oder er nicht lieber im schön gestalten Zuhause bleiben kann.

    Fragen könnten also heute für die Zukunft des Büros lauten: Was brauchen meine Mitarbeiter*innen um erfolgreich zu sein, wie können wir unsere Arbeits- und Büroräume zu einem Lust Faktor gestalten und wie werden wir motivierter jeden Tag in das Office zu gehen? Fragen um Möglichkeiten zu suchen, wie man Mitarbeiter*innen durch eine Wohlfühlatmosphäre inspiriert und insbesonderen den Human Touch forciert.

    Bin gespannt wie sich die Zukunft unserer Büros weiterentwickelt. Die Hängematte habe ich noch nicht hier, aber wer weiss….
    Viele Grüße René

      • René G.

        Sehr gerne.
        Danke für den tollen und wichtigen Blog über New Work.
        New Work, Arbeitswelt der Zukunft benötigt einfach mehr „Raum“ in unseren Herzen…

        Viele Grüße aus Heidenheim – hier zwischen Ulm und Stuttgart – in den Norden.
        René G.

  • Marcia

    Themen die mich sehr ansprechen.
    Eine gute Zusammenfassung, weil brisanter denn je. Allerdings stellt sich die Frage nach der Balance zwischen fördernden Maßnahmen und Überflüssigem. Dies lässt sich individuell beantworten.

Beitrag kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

×